--Prozess gegen Stadler dürfte mit Bewährungsstrafe und Geldstrafe enden

--Stadler: Habe es unterlassen, Vertragspartner zu informieren

(NEU: weitere Äußerungen Stadlers)

MÜNCHEN (AFP)--Zum ersten Mal hat ein früherer Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns im Dieselskandal ein Geständnis abgelegt und dabei Betrugsvorwürfe eingeräumt: Der ehemalige Chef der VW-Tochter Audi, Rupert Stadler, bekannte sich am Dienstag des Betrugs schuldig - dazu wurde eine kurze Erklärung vor Gericht in München verlesen. Damit dürfte der Prozess gegen Stadler mit einer Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe enden. Das Urteil könnte im Juni fallen.

Er habe es im Verlauf des Skandals unterlassen, Vertragspartner zu informieren, ließ Stadler von seiner Anwältin Ulrike Thole-Groll mitteilen. So habe er es in Kauf genommen, dass mit unzulässiger Software ausgestattete Fahrzeuge in den Verkauf gekommen seien. Er habe sich zudem "auf Fachleute verlassen" und bedaure, dass es nicht gelungen sei, die Krise zu lösen, hieß es weiter. Danach befragt, ob die Erklärung so korrekt sei, antwortete Stadler: "Ja."

Der Prozess läuft bereits seit September 2020. Dem mittlerweile 60-jährigen Stadler wird vorgeworfen, den Verkauf von mit einer Abschalteinrichtung manipulierten Diesel-Fahrzeugen nicht gestoppt zu haben, nachdem er von der Manipulation erfahren hat. Dies gab er nun in einer vorgelesenen Erklärung von wenigen Sätzen im Wesentlichen zu und kam damit einer Einigung mit dem Gericht nach.

Stadlers Verteidigung und die Staatsanwaltschaft hatten Anfang Mai vor dem Landgericht München II einen entsprechenden Gerichtsvorschlag akzeptiert. Demnach soll der Ex-Audi-Chef im Gegenzug für ein Geständnis eine Bewährungsstrafe von maximal zwei Jahren und eine Geldstrafe von 1,1 Millionen Euro erhalten. Das nun abgegebene Geständnis war zwingende Voraussetzung für den vom Gericht vorgeschlagenen Deal.

Bei VW und seinen Tochterunternehmen waren mit Hilfe einer Betrugssoftware Abgaswerte bei Millionen Dieselfahrzeugen manipuliert worden. Der Münchner Dieselprozess ist der erste Strafprozess in der juristischen Aufarbeitung des Skandals. Zivilrechtlich kostete der Skandal den Konzern bereits hohe Milliardenbeträge.

Der gemeinsam mit Stadler angeklagte frühere Porsche-Manager Wolfgang Hatz hatte Ende April in dem Verfahren gestanden, mit zwei Ingenieuren die Installation der Steuerungssoftware veranlasst zu haben. Im Fall von Hatz lehnte die Staatsanwaltschaft eine Bewährungsstrafe allerdings ab, womit diesem weiterhin eine Haftstrafe droht.

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May 16, 2023 08:41 ET (12:41 GMT)