PARIS (dpa-AFX) - Fehlende kurzfristige Kurstreiber haben die französische Investmentbank Exane BNP Paribas zur Abstufung der Aktie von Wirecard bewogen. "Es gibt nichts, was uns an Wirecard missfällt, aber momentan sehen wir anderswo im Zahlungsverkehrssektor mehr Aufwärtspotenzial, schrieb Analyst Alexandre Faure in einer aktuellen europäischen Branchenstudie.

Er senkte daher sein Anlageurteil für das Wirecard-Papier von "Outperform" auf "Neutral". Das Kursziel kappte er zugleich von 50 auf 48 Euro und sieht damit aktuell noch ein Aufwärtspotenzial von rund 14 Prozent.

Der Onlinehandel verlange von der gesamten Branche weiterhin hohe Investitionen in Forschung & Entwicklung (F&E), schrieb er. Damit einhergehend bedrohten zunehmend erodierende Preise die Margen, wenngleich das inzwischen eingepreist sei und der Sektor wieder marktkonform gehandelt werde. "Um schneller zu wachsen als der Markt, müssen große Einzelhändler als Kunden gewonnen werden, was zu unvermeidlichen Preiserosionen führt und auch eine Ausweitung des Vertriebs und des Kundendienstes erforderlich macht", hob er hervor.

Wie die französische Ingenico - neben Paysafe Faures Favorit in der Branche - versuche auch Wirecard größere Kunden an Land zu ziehen. Allerdings sehe er bei beiden auch nur minimale Margenverbesserungen, merkte er an.

Ingesamt gesehen jedoch hält der Exane-Experte das Geschäftsmodell von Wirecard für "solide". Er ist zuversichtlich, dass Wirecard seine Umsätze bis 2020 weiterhin um durchschnittlich 20 Prozent jährlich steigern kann. Zum einen glaube er, dass der Zahlungsabwickler seine Geschäftsmischung erfolgreich in Richtung größere Kunden ausweiten könne, zum anderen sollte Wirecard auch im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen seinen Marktanteil ausbauen können.

Der Zwang zu Innovationen bleibe aber bestehen, weshalb er seine Annahmen für die Investitionsausgaben der Aschheimer anhob. Nach im Verhältnis zum Umsatz etwa zwei Prozent aktivierten F&E-Ausgaben zwischen 2009 bis 2012, habe Wirecard sie bis 2015 auf durchschnittlich 4 Prozent ausgeweitet. Von 2016 bis 2020 rechnet der Analyst nun mit 5 Prozent, weshalb er auch seine Gewinnschätzungen und damit das Kursziel gesenkt habe.

Mit der Einstufung "Neutral" rechnet Exane BNP Paribas damit, dass sich die Aktie in den kommenden zwölf Monaten im Gleichklang mit dem Sektor entwickeln wird./ck/mis/stb

Analysierendes Institut Exane BNP Paribas.