PARIS/LONDON (awp international) - Die meisten Börsen Europas haben am Mittwoch ihrem exzellenten Start ins neue Jahr Tribut gezollt. Der britische Leitindex hingegen setzte seine Rekordjagd fort. Vor allem Bankaktien stützten. Auch europaweit lag die Bankenbranche vorn, was Händler mit steigenden Zinsen in den USA begründeten. Dadurch verbessert sich tendenziell das Geschäft der Geldinstitute mit Krediten und festverzinsten Wertpapieren.

Für den EuroStoxx 50 ging es am späteren Vormittag um 0,65 Prozent auf 3599,22 Punkte nach unten. In Paris sank der CAC 40 um 0,63 Prozent auf 5489,09 Zähler. Dazu passten die Konjunkturdaten, denn im November verzeichnete die französische Industrie im Monatsvergleich einen Rückgang und der Zuwachs im Monat Oktober wurde nach unten revidiert. In der Schweiz gab der SMI , der tags zuvor erstmals die Marke von 9600 Punkten geknackt hatte, nun um 0,80 Prozent nach.

Der britische FTSE 100 erreichte einen neuen Höchststand bei 7756 Punkten und zeigte sich zuletzt unverändert bei 7731 Zählern. Produktionsdaten untermauerten die stabile Stimmung. Im November und auch im Oktober war die Industrieproduktion des Landes im Monatsvergleich gestiegen.

"Öl und Zinsen sind aktuell die wichtigsten Gesprächsthemen an den Märkten", sagte James Hughes von Axitrader in London. Der Preis für US-Rohöl der Marke WTI erreichte am Morgen den höchsten Stand seit 2014. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich auch beim Preis für Nordsee-Öl. Der Blick auf den US-Rentenmarkt zeigt zudem den Rendite-Anstieg zehnjähriger US-Staatspapiere auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr. "Die US-Steuerreform muss finanziert werden. Die USA dürften deshalb deutlich mehr Schuldtitel ausgeben", sagte ein Händler.

Branchenweit zog vor allem der Bankensektor Aufmerksamkeit auf sich. Unter den insgesamt 19 Sub-Indizes des Stoxx Europe 600 legten nur er zu. Zuletzt stieg er um 1,30 Prozent und erreichte den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Zur Zinsentwicklung in den USA gesellten sich auch Analystenurteile zu einzelnen Bankwerten, die einige Werte zusätzlich hochtrieben, andere aber auch belasteten.

So gewannen an der "Footsie"-Spitze die Anteile der RBS etwas mehr als 3 Prozent hinzu und profitierten dabei von einer Hochstung Morgan Stanleys auf "Overweight". Intesa Sanpaolo nahmen den Spitzenplatz im EuroStoxx ein mit plus 2,7 Prozent, gefolgt von ING , Deutscher Bank, Santander und Societe Generale die jeweils um etwas mehr als 1 Prozent stiegen. BBVA gewannen unterdurchschnittliche 0,5 Prozent. Der Wertverlust seiner Beteiligung Telefonica macht der spanischen Bank zu schaffen. Das zweitgrösste Geldhaus des Landes mehr als eine Milliarde Euro auf seinen Anteil an dem Telekomkonzern abschreiben.

In Grossbritannien standen erneut Supermärkte im Fokus. Nachdem tags zuvor bereits die Kette Morrison Supermarkets mit einem Zwischenbericht zum Weihnachtsgeschäft überzeugt hatte, folgten nun starke 15-Wochenzahlen (bis 6. Januar) des Konkurrenten Sainsbury . Trotz wirtschaftlicher Sorgen um den Brexit hatten sich die Briten die Kauflust zumindest in der Weihnachtszeit nicht nehmen lassen. Sainsbury-Aktien stiegen nun um 1,1 Prozent und die von Marks & Spencer um 1,6 Prozent.

In Schweden zog eine Übernahme Aufmerksamkeit auf sich: Der Mobilfunker Tele2 übernimmt Com Hem . Die Aktionäre des ebenfalls schwedischen Breitband- und Fernsehkabelbetreibers sollen dafür insgesamt 6,6 Milliarden schwedische Kronen (670 Mio Euro) sowie gut ein Viertel am neuen Unternehmen bekommen. Com Hem sprangen daraufhin zuletzt in Stockholm um knapp 7 Prozent hoch. Tele2 sanken um rund 5 Prozent./ck/jha/