Zürich (awp) - Dem Schweizer Aktienmarkt wird am Dienstag die starke Gewichtung der drei defensiven Schwergewichte zum Bremsklotz. Während die europäischen Pendants teilweise um bis zu 1 Prozent zulegen, bewegt sich der Leitindex SMI in einer engen Spanne unterhalb seines Schlusskurses vom Montag. Es fehle an nachhaltigen Impulsen, heisst es im Handel. Gleichzeitig gewinne die Diskussionen über die weitere Zins- und Geldmarktpolitik der EZB und der US-Notenbank Fed an Dynamik. Denn die Ukraine-Krise führe zu einer erhöhten Verunsicherung über die Konjunkturentwicklung in Europa und den USA, erklärt ein Börsianer.

Die starke Inflationsdynamik schürt die Sorgen über die Auswirkungen auf das Konsumverhalten und die Zinspolitik der wichtigsten Notenbanken. "Dadurch rücken die Redeinhalte und Treffen der Notenbanken wieder vermehrt in den Interessensfokus der Investoren", so ein Händler. An diesem Donnerstag trifft dies dann auch auf die SNB zu, die ihre Lagebeurteilung abhalten wird. Generell sei festzuhalten, dass es zwar nach wie vor viele Risikofaktoren gebe, sich die Lage am Aktienmarkt aber zunehmend beruhige. Obwohl Fed-Chef Jerome Powell am gestrigen Montag ein hartes Durchgreifen gegen die anhaltend hohe Inflation in Aussicht gestellt hat, scheint der Risikoappetit der Anleger eher einen Schub bekommen zu haben. "Viele Investoren begrüssen denn festen Willen der Fed zur Inflationsbekämpfung."

Der SMI notiert gegen 10.55 Uhr um 0,14 Prozent tiefer bei 12'155,84 Punkten. Der SLI, in dem die Gewichtung der einzelnen Werte stärker gekappt ist, gewinnt dagegen 0,16 Prozent hinzu auf 19232,90 Punkte. Der breite SPI gibt ebenfalls nach um 0,15 Prozent auf 15'517,68 Zähler. Im SLI halten sich Verlierer (15) und Gewinner (15) die Waage.

Als echte Klötze am Bein erweisen sich die drei Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé. Sie verlieren zwischen 1,1 und 0,5 Prozent und sind alleinig für den schwächeren Index-Stand verantwortlich.

Nachrichten lieferte dabei bislang nur Novartis. Der Pharmakonzern hat am Morgen angekündigt, zahlreiche Aktivitäten in Russland vorerst auszusetzen. Dazu zählen etwa Kapitalinvestitionen und Werbung in Russland. Auch leite man derzeit in Russland keine neuen klinischen Studien ein.

Noch stärker geht es allerdings für die konjunktursensiblen Werte wie Geberit (-1,6%) oder auch Kühne+Nagel (-1,2%) abwärts. Sie gehören zu jenen Werten, bei denen Investoren nach dem starken Kurslauf im vergangenen Jahr immer noch etwas Luft für Gewinnmitnahmen haben. In diese Kategorie passen auch die Titel von Lonza (-1,5%), Givaudan und Sika (beide -0,7%).

Das Gegenstück hierzu bilden die Aktien von Partners Group, die mit +3,1 Prozent der mit Abstand grösste Gewinner unter den Blue Chips sind. Die Aktien des Vermögensverwalters werden von Rekordresultaten im Geschäftsjahr 2021 angetrieben. Auch für das laufende Jahr gibt sich der Finanzdienstleister trotz der aktuellen Unsicherheiten zuversichtlich.

Im Kielwasser gewinnen weitere Finanzwertewie wie Zurich, Swiss Life, Julius Bär, UBS, Swiss Re und die CS um bis zu 2,1 Prozent hinzu. Gerade Finanzwerte dürfte von der Aussicht auf steigende Zinsen profitieren. Entsprechend geht es auch europaweit für Finanzwerte am Dienstag verstärkt aufwärts.

Die Aktien der beiden Uhrenhersteller Richemont (+1,7%) und Swatch (+0,2%) setzen unterdessen ihren volatilen Lauf der letzten Wochen weiter fort. Die Experten von Goldman Sachs haben in einem aktuellen Kommentar Richemont auf ihre "Conviction List" gesetzt. Sie trauen dem Luxusgüterkonzern ausreichend Preissetzungsmacht zu, um sie in dem schwierigen Umfeld zu behaupten.

In den hinteren Reihen setzen die Aktien des Biochemie-Unternehmen Bachem (-2,1%) ihren jüngsten Abwärtstrend weiter fort. Seit der Zahlenvorlage vergangenen Freitag haben die Papiere zeitweise bis zu einem Fünftel eingebüsst. Dies lasse die Aktie auch charttechnisch angeschlagen zurück, erklärt ein Experte.

Unter den grösseren Gewinnern sind Werte wie Alpine Select, Evolva oder auch Feintool zu finden, die sich allesamt um mehr als 3 Prozent verteuern.

hr/kw