WASHINGTON (awp international) - Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hat bei Untersuchungen der Boeing -Fertigung nach einem Beinahe-Unglück Probleme bei der Qualitätsaufsicht gefunden. Verstösse gegen Vorgaben habe es unter anderem bei der Überwachung der Produktion, dem Umgang mit Bauteilen sowie der Produktkontrolle gegeben, teilte die FAA am Montag mit.

Die Prüfung wurde von dem jüngsten dramatischen Zwischenfall mit einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max Anfang Januar ausgelöst. Bei der Maschine der Fluggesellschaft Alaska Airlines mit mehr als 170 Menschen an Bord brach kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpfteil heraus. Bei dem Vorfall wurde niemand ernsthaft verletzt - zufällig waren die beiden Plätze direkt an der Öffnung leer.

Die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht davon aus, dass an dem Teil Befestigungsbolzen fehlten. Schon zuvor hatte Boeing wegen Produktionsmängeln beim Rumpf-Zulieferer Spirit Aerosystems die Auslieferungen des Flugzeugtyps teils wochenlang stoppen und monatelange Nacharbeiten vornehmen müssen.

Die Behörde nimmt sowohl Boeing als auch Spirit Aerosystems unter die Lupe. Boeing bestätigte vergangene Woche Gespräche über eine Übernahme der Firma, die einst jahrzehntelang zum Konzern gehörte.

Zuletzt hatte auch eine von der FAA eingesetzte Expertenkommission nach einer mehrmonatigen Untersuchung Schwächen in Boeings Qualitätssicherung kritisiert. So fand sie etwa in der Verkehrsflugzeug-Sparte keinen einheitlichen und klaren Weg für die Mitarbeiter, über Qualitätsmängel zu berichten.

Trotz der Probleme und Kritik bekam Boeing am Montag eine grosse Bestellung vom prestigeträchtigen Kunden American Airlines . Die US-Fluggesellschaft gab Order von 260 Flugzeugen bekannt, darunter 85 Maschinen des Typs Boeing 737-10 Max. Das ist ein grosses Vertrauensvotum - denn Boeing kann nach den jüngsten Turbulenzen nicht sagen, wann das Flugzeug zugelassen wird. 30 der Bestellungen waren ursprünglich für die kleinere Version 737-8 Max. Ausserdem bestellt die Airline 85 A321neo beim Boeing-Rivalen Airbus sowie 90 Regionaljets des Typs Embraer E175./so/DP/zb