Von Telis Demos

WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Notenbank Fed hat nach der jüngsten Runde Banken-Stresstests die Limits für Aktienrückkäufe gelockert. Die Lockerungen gehen allerdings nicht so weit, dass die Anleger schon große Pläne machen sollten.

Die Begrenzung der Dividenden bleibt, die Auszahlung ist nach wie vor an die jüngsten Gewinne gekoppelt. Für die Banken, die ihre Dividenden gesenkt haben, hat das unterschiedliche Konsequenzen. Basierend auf den Factset-Analystenschätzungen für das vierte Quartal könnte etwa Capital One Financial in der Lage sein, auf das vorherige Dividendenniveau zu kommen. Bei Wells Fargo sieht die Lage nicht so klar aus.

Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf Rückkäufe, die die Fed ab dem ersten Quartal wieder erlaubt. Allerdings dürfen Dividenden und Rückkäufe zusammen nicht den durchschnittlichen Quartalsgewinn der vergangenen vier Quartale übertreffen. Für Aktionäre sind das recht gute, aber keine großartigen Nachrichten.


   US-Banken sind sehr gut kapitalisiert 

Die neuen Möglichkeiten sind nicht so umfangreich, als dass sie allzu viel des Kapitals der Banken, das über dem regulatorischen Minimum liegt, abdecken würden. Die sechs größten US-Banken verfügen über eine harte Kernkapitalquote, die im Schnitt 2 Prozentpunkte über den Erfordernissen der Stresstests aus dem Juni liegt. Wichtig ist, dass die Fed nach diesen Stresstests nicht an dem erforderlichen Minimum gedreht hat.

Basierend auf den Gewinnschätzungen der Analysten für das vierte Quartal und den erwarteten Dividenden ist es noch nicht klar, ob die Großbanken Bank of America, Citigroup und JP Morgan Chase unmittelbar in der Lage sein werden, ihr Tempo bei den Aktienrückkäufen im ersten Quartal wieder aufzunehmen. Bei Goldman Sachs und Morgan Stanley sieht es eher danach aus, als könnten sie direkt wieder anknüpfen. Aber es hängt vor allem von den tatsächlichen Viertquartalszahlen ab.


   Kapitalpuffer werden dicker 

Unterdessen könnten die Kapitalpolster der Banken im nächsten Jahr noch weiter wachsen. Eine Kombination aus der guten Entwicklung der Kreditrisiken, der daraus folgenden Freisetzung von Reserven und einem nur schwachen Kreditwachstum ist generell eine Formel zur Stärkung der Kapitalpolster. Das bedeutet wiederum, dass die Eigenkapitalrendite hinter dem Gewinnwachstum hinterherhinken könnte.

Die Fed könnte sich im Jahresverlauf 2021 dazu entschließen, die Banken von der Leine zu lassen. Das bislang überlegte Vorgehen der Notenbank signalisiert aber, dass das alles andere als sicher ist. So sind die Banken zunächst in der Situation, dass sie auf einer Menge Kapital sitzen, welches sie potenziell an die Aktionäre zurückgeben könnten.

Kontakt zum Autor: unternhemen.de@dowjones.com

DJG/DJN/mgo/sha

(END) Dow Jones Newswires

December 21, 2020 07:50 ET (12:50 GMT)