Zürich (Reuters) - Der Spezialchemiekonzern Clariant stemmt den größten Zukauf seit zwölf Jahren.

Das Schweizer Unternehmen übernimmt für 810 Millionen Dollar die kanadische Lucas Meyer Cosmetics, wie Clariant am Montag mitteilte. Die hochprofitable Tochtergesellschaft der amerikanischen International Flavors & Fragrances (IFF) produziere Inhaltsstoffe für die Kosmetik- und Körperpflegeindustrie. "Dieser Schritt wird unsere Position als reines Spezialchemieunternehmen, unsere Ausrichtung hin zu Verbrauchermärkten und unsere Präsenz in Nordamerika stärken", erklärte Clariant-Chef Conrad Keijzer.

Das Geschäft mit hochwertigen kosmetischen Inhaltsstoffe sei einer der profitabelsten und am schnellsten wachsenden Märkte für Spezialchemikalien. Die 1999 gegründete Firma aus Quebec erwirtschafte einen Umsatz von rund 100 Millionen Dollar. Da die Geschäfts strategisch gut zueinander passten, peile Clariant für Lucas Meyer Cosmetics bis 2028 ein Umsatzwachstum auf rund 180 Millionen Dollar an. Der Abschluss der Transaktion sei für das erste Quartal 2024 geplant. Die letzte größere Übernahme geht auf das Jahr 2011 zurück, als Clariant die deutsche Südchemie schluckte.

Clariant blickt auf eine jahrelange Restrukturierung zurück, in deren Verlauf eine Reihe von Geschäftsbereichen verkauft wurden. In den ersten neun Monaten 2023 sank der Umsatz unter anderem wegen der schwachen Nachfrage nach Gebrauchsgütern um 14 Prozent auf 3,3 Milliarden Franken. Die geringeren Volumen schlugen auch auf das operative Ergebnis (Ebitda) durch, das um fast ein Viertel auf 501 Millionen Franken sank. Obwohl der Konzern nicht mit einer Erholung der Konjunktur rechnet, bestätigte Clariant den Ausblick für das Gesamtjahr. So peilt das Unternehmen weiterhin eine Umsatzspanne von 4,55 bis 4,65 Milliarden Franken und ein operatives Ergebnis von 650 bis 700 Millionen Franken an.

An der Börse kletterten die Clariant-Aktien im Morgenhandel um 2,9 Prozent. Der Markt habe einen schlechteren Zwischenbericht erwartet, erklärte Michael Kunz von der Luzerner Kantonalbank. Wie andere Branchenvertreter leide Clariant unter dem Lagerabbau und der schwacher Kundennachfrage. "Die große Unbekannte ist immer noch, wie stark die Nachfrage wirklich wieder anziehen kann, wenn die Lager geräumt sind", so der Analyst. Die Übernahme begrüßten die Experten aus strategischer Sicht, beurteilten den Kaufpreis aber als hoch. Er sei skeptisch, ob die Margen des Geschäfts angesichts der hohen Finanzierungskosten gehalten werden könnten, erklärte Konstantin Wiechert von Baader Helvea.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)