Poschiavo/Chur/Zürich (awp/sda) - Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) wollen sich offenbar am Bündner Energiekonzern Repower beteiligen. Bestätigen mochte das am Mittwoch noch niemand - ausser dem Bundeskartellamt in Deutschland.

Beim Bundeskartellamt in Bonn sei am 18. Mai eine Anfrage über die Minderheitsbeteiligung der EKZ an Repower eingereicht worden, sagte Amtssprecher Michael Detering dem Regionaljournal Graubünden von Radio SRF. Von Gesetzes wegen geprüft werden müssen solche Beteiligungen, wenn die betroffenen ausländische Firmen auch in Deutschland tätig sind.

Damit eine Fusion geprüft wird, müsse grundsätzlich ein Anteilserwerb von mindestens 25% angemeldet werden, so ein Sprecher der deutschen Wettbewerbsbehörde zudem zur Fachpublikation "energate". Repower-Sprecher Walter Steinmann wollte die Angaben des Bundeskartellamtes auf Anfrage nicht bestätigen. Dabei hatte Repower die Spekulationen vorher selbst angeheizt. Der Energiekonzern informierte in einer Mitteilung von fünfeinhalb Zeilen Umfang darüber, dass Repower und die EKZ Gespräche führten.

KANTON WILL BETEILIGUNG ABBAUEN

Die Medienmitteilung sei eine Reaktion auf Spekulationen am Markt gewesen, sagte Steinman. Die Ad-hoc-Publikation sei eine von der Börse auferlegte Pflicht. Denn obschon die Titel von Repower seit Ende April ausserbörslich gehandelt würden, habe der Energiekonzern noch Anleihen an der Schweizer Börse, erklärte Steinmann weiter.

Der Konzern steht mehrheitlich im Besitz des Kantons Graubünden, der 58,3% des Aktienkapitals hält. Und die Bündner Regierung machte nie ein Geheimnis daraus, dass sie ihren Anteil gerne wieder abbauen würde. Aufgestockt worden war die staatliche Beteiligung im Dezember 2012, als der Stromkonzern Alpiq seinen Repower-Anteil verkaufte. Das Aktienpaket von 24,6% ging je zur Hälfte an den Kanton Graubünden und den Energiekonzern Axpo.

Ende Dezember 2015 hatte Repower angekündigt, sich neu zu positionieren. Das umfasse unter anderem Devestitionen, die Konzentration auf die Märkte Schweiz und Italien sowie die Entwicklung zur Energiedienstleisterin, hiess es.

REPOWER BRAUCHT MEHR ENDKUNDEN

Bestätigt wird vom Unternehmen, dass die Gespräche mit den EKZ in Zusammenhang mit dem Umwandlungsprozess stehen. Anfang April waren Gespräche über eine "umfassende Zusammenarbeit" mit dem Stadtwerke-Netzwerk Swisspower Energy gescheitert. Man werde darauf verzichten, da die zu erwartenden Synergien von den Gesprächspartnern als zu gering beurteilt wurden, hiess es damals. Swisspower und Repower würden weiterhin lediglich partnerschaftlich zusammenarbeiten.

Repower brauche dringend Zugang zu Endkunden im regulierten Markt, kommentieren die Kreditanalysten von Vontobel die Gespräche mit EKZ. Der derzeitige Endkunden-Anteil sei relativ klein und begrenzt auf den Kanton Graubünden und angrenzende Gebiete. Angesichts der hohen Netto-Longpositionen sei das Unternehmen daher gezwungen, den Grossteil seiner Produktion zu Marktpreisen zu verkaufen - eine grosse Last in Zeiten, wo die Gestehungskosten oft höher ausfallen. Für das Geschäftsjahr 2015 hatte Repower einen Reinverlust von 136 Mio CHF ausgewiesen.

Allerdings seien die Anreize für eine Kooperation mit einem Stromproduzenten für lokale Versorgungsunternehmen und Stadtwerke angesichts der tiefen Strompreise und keiner nahenden Erholung sehr begrenzt. Diese können günstig Strom beschaffen und zu signifikant höheren Preisen an ihre Kunden vertreiben. Es dürfte also für Repower nicht leicht werden, eine attraktive Kooperation zu finden, so das Fazit bei Vontobel.

ys/mk