Zürich (awp) - Die Schweizer Börse legt am Dienstag eine Verschnaufpause ein. Sie kann damit nicht an die guten Vorgaben der internationalen Leitmärkte anknüpfen und gerät auch im innereuropäischen Vergleich ins Hintertreffen. Grund dafür ist die starke Gewichtung defensiver Aktien hierzulande. Die neu erwachte Zuversicht der Investoren lässt die Anleger vor allem bei zyklischen Papieren zugreifen, heisst es im Handel.

An der Wall Street kletterte der S&P-500 gestern auf ein Rekordhoch und auch an den Börsen Asiens ging es überwiegend nach oben. Für Rückenwind sorgte neben einem guten US-Arbeitsmarktbericht auch die reduzierte Unsicherheit mit Blick auf die politische Führung Grossbritanniens. So wurde mit Theresa May rasch eine Nachfolgerin für den noch amtierenden Premierminister David Cameron gefunden. Auch der Zahlenkranz des Aluminium-Konzerns Alcoa sei nicht so schlecht wie befürchtet ausgefallen, so Händler. Alcoa macht traditionell den Auftakt für die Saison der US-Quartalsberichte.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 12 Uhr 0,09% höher auf 8'124,68 Punkten. Während der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, um 0,60% auf 1'198,08 Punkte steigt, legt der breite Swiss Performance Index (SPI) um lediglich 0,18% auf 8'800,11 zu. Bei den 30 Blue Chips kommen auf 18 Gewinner 11 Verlierer; Givaudan tendieren unverändert.

Zyklische Papiere stehen am Berichtstag in der Gunst der Anleger. So steigen etwa Richemont um 2,2%, Adecco um 2,1%, LafargeHolcim um 2,0%, Swatch um 1,9% und Dufry um 1,6%. Für Zuversicht würden unter anderem die Eckdaten des Autoherstellers Daimler sorgen, die überraschend am Vorabend vorgelegt wurden. Für LafargeHolcim hat HSBC das Kursziel erhöht. Die wirtschaftliche Abschwächung, die nach dem Brexit zu erwarten sei, scheine vollständig im Kurs eingepreist, so der zuständige Analyst zum Zementhersteller.

Finanzwerte figurieren ebenfalls mehrheitlich auf den Kaufzetteln der Händler. So zeigen sich insbesondere UBS (+1,9% auf 12,58 CHF) unbeeindruckt von einem Votum von Bernstein. Die Amerikaner nehmen die Abdeckung für die Papiere mit dem Rating "Underperform" auf und versehen sie mit Kursziel von gerade mal noch 8 CHF.

Die UBS gerät zudem laut "NZZ" nun auch in den Strudel des Korruptionsfalls um den malaysischen Staatsfonds 1MDB. Dokumente sollen belegen, dass auch die Grossbank eine fragwürdige Rolle gespielt habe, so das Blatt. Eine Stellungnahme der Bank steht noch aus.

Weniger gut stehen Credit Suisse mit minus 0,1% auf 10,50 CHF da. Auch über diesen Aktien hat Bernstein mit einer Verkaufsempfehlung den Daumen gesenkt; das Kursziel liegt mit 6 CHF noch deutlicher im einstelligen Bereich als bei der UBS. Julius Bär verteuern sich hingegen um 2,2%.

Die Versicherer Swiss Life (+2,4%), Bâloise (+2,4%), Swiss Re (+2,3%) und Zurich (+1,8%) stehen der Mehrheit der Banken in Sachen Performance nicht nach.

Die defensiven Schwergewichte sorgen hingegen dafür, dass die Bäume an der Schweizer Börse nicht in den Himmel wachsen: Novartis büssen 0,8% und Roche 0,4% ein; die beiden Pharmariesen werden kommende Woche über das zweite Quartal 2016 berichten. Nestlé schneiden mit -0,2% nur wenig besser ab.

Am breiten Markt gab es weitere Vorboten der Berichtssaison. So hat die auf industrielle Automatisierung spezialisierte Perrot Duval ihren Gewinn - von einem sehr tiefen Niveau aus - verzehnfacht. Die Aktien werden 2,8% höher gehandelt.

Adval Tech steigen um deutliche 10%. Die Industriegruppe trennt sich von ihrer Kunststoffsparte Molds und verkauft die Einheit an das US-Luft- und Raumfahrtunternehmen Barnes Group. Den Erlös von 133 Mio CHF wollen die Berner primär für den Abbau von Schulden einsetzen.

Ins Schlaglicht rücken auch die Papiere des Fintech-Unternehmens Leonteq (+3,7%). Dort hat die als aktiver Investor bekannte Veraison ihre Beteiligung zügig auf über 5% ausgebaut. Erst letzte Woche hatte die Beteiligungsgesellschaft ihren Einstieg bei Leonteq mit einem Anteil von 3,22% gemeldet, was den Papieren innert dreier Handelstagen zu einem Kursplus von mehr als 20% verhalf.

ra/cf