FRANKFURT (Dow Jones)--Etwas von den Tagestiefstständen erholt, aber weiter schwach zeigen sich die europäischen Aktienmärkte am Dienstagmittag. Der DAX verliert 1,2 Prozent auf 15.929. Im Tagestief lag er bei 15.866 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,1 Prozent auf 4.291 Punkte nach. Am Devisenmarkt fiel der Euro vorübergehend auf ein neues Tief seit Sommer 2020 von 1,1226 Dollar.

Unter den zugleich weiter steigenden Renditen leiden vor allem die Technologieaktien, deren Stoxx-Branchenindex die Verliererseite mit einem Minus von 2 Prozent anführt. Auch der Index der Finanzdienstleister gibt deutlicher nach um 2 Prozent. Im Plus steht unter den großen Stoxx-Sektorindizes nur der Index der Rohstoffaktien, der um ein halbes Prozent anzieht.

Ausgelöst wurde die kleine Erholung im Vormittagshandel von Schnäppchenjägern und Käufen solcher Marktteilnehmer, die auf fallende Kurse gesetzt haben und nun ihre Gewinne mitnehmen. Dominiert wird das Geschehen aber von Sorgen vor steigenden Zinsen, nachdem in den USA die Marktzinsen am Vortag kräftig gestiegen waren und auch in Europa die Tendenz bei den Anleiherenditen nach oben gerichtet ist.

Hintergrund ist, dass der amtierende US-Notenbank-Chef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit nominiert wurde und nicht etwa die als etwas taubenhafter geltende Lael Brainard, die ebenfalls für den Posten in Frage kam. Aus Marktsicht ist die US-Geldpolitik damit weiter auf Straffungskurs. Dabei mehren sich die Signale aus Notenbankerkreisen, dass die Straffung beschleunigt werden könnte. Inzwischen werden an den Märkten 2023 bis zu drei US-Zinserhöhungen erwartet.

"Außerdem hat nun auch noch die EZB Öl ins Feuer gegossen", so ein Marktteilnehmer. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht das Risiko, dass die Verbraucherpreise im Euroraum stärker als erwartet steigen werden. Auch deshalb verpuffen klar besser als gedacht ausgefallene Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone.

Für Zurückhaltung der Anleger sorgt daneben die weiter grassierende Corona-Pandemie in Teilen Europas.


 Eon führen Verliererliste an 

Die von Eon zum Kapitalmarkttag des Versorgers genannten Kennziffern bewegen sich nach Einschätzung von Jefferies im Rahmen der Erwartungen. Eon verlieren 3,1 Prozent. Eon plant für das Kerngeschäft ein Gesamtinvestitionsvolumen bis 2026 von rund 27 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis will Eon jährlich um durchschnittlich 4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro im Jahr 2026 steigern.

Ähnlich stark nach unten geht es mit Zalando (-3,1%). Delivery Hero liegen 2,2 Prozent zurück. Das Unternehmen gibt knapp 591.000 neue Aktien im Rahmen eines Mitarbeiterprogramms aus. Die Platzierung sei gering und belaste nicht allzu stark, so Marktteilnehmer.

Auf der Gewinnerseite im DAX liegen Deutsche Bank, die sich nach der jüngsten Talfahrt um 1,2 Prozent erholen. Airbus steigen um 1,4 Prozent und MTU um 1,3 Prozent. Auch BASF, Heidelbergcement und Bayer legen etwas zu.


  Thyssen nach Platzierung sehr schwach 

In der zweiten Reihe geht es für Thyssenkrupp um 7,3 Prozent abwärts auf 10,47 Euro. Der schwedische aktivistische Fonds Cevian hat seine Beteiligung reduziert und 43 Millionen Aktien am unteren Rand der Spanne von 10,20 bis 11,29 Euro platziert.

Kuka machen einen Satz um über 15 Prozent nach oben mit der Nachricht, dass die chinesische Midea die Minderheitsaktionäre herausdrängen will (Squeeze Out) und den Roboterhersteller von der Börse nehmen will.

Gegen den Trend legen CRH um 3,4 Prozent zu. Davy äußert sich angetan zu den Neunmonatszahlen des irischen Baustoffkonzerns. CRH rechne nun für das Gesamtjahr mit einem operativen Ergebnis von mehr als 5,25 Milliarden Dollar, was mindestens 2 Prozent über der bisherigen Schätzung liege.


  Lira im freien Fall 

Am Devisenmarkt geht das Debakel für die Lira weiter. Nachdem sie in der jüngsten Zeit bereits von einem Rekordtief auf das nächste gefallen war, bricht der Kurs regelrecht ein um über 9 Prozent. Der Dollar kostet damit nun rund 12,50 Lira. Zum Vergleich: Zu Jahresbeginn lag der Kurs noch bei rund 7,40.

Hintergrund für den massiven Schwächeanfall dürfte laut Marktteilnehmern sein, dass in den USA die Marktzinsen gerade erst wieder einen deutlichen Schub nach oben gemacht haben und weiter steigen dürften, während die türkische Notenbank trotz extrem hoher Inflation im eigenen Land die Zinsen zuletzt immer wieder gesenkt und auch für Dezember nochmals eine Zinssenkung signalisiert hat. Als eigentlicher Treiber der türkischen Geldpolitik gilt für viele Marktbeobachter Präsident Erdogan, der sich immer wieder mit klaren Worten gegen Zinserhöhungen ausgesprochen hat, gerade erst wieder am Montag.


 
Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.304,61      -0,8%      -34,08     +21,2% 
Stoxx-50                3.745,36      -0,6%      -24,20     +20,5% 
DAX                    15.975,34      -0,9%     -140,35     +16,5% 
MDAX                   35.261,78      -1,1%     -401,50     +14,5% 
TecDAX                  3.885,37      -1,4%      -56,84     +20,9% 
SDAX                   16.717,33      -1,3%     -215,58     +13,2% 
FTSE                    7.248,36      -0,1%       -7,10     +12,3% 
CAC                     7.076,18      -0,4%      -28,82     +27,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,26                  +0,04      +0,31 
US-Zehnjahresrendite        1,63                  +0,00      +0,71 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Di, 8:30   Mo,17:24   % YTD 
EUR/USD                   1,1261      +0,2%      1,1253     1,1263   -7,8% 
EUR/JPY                   129,31      +0,2%      129,06     129,22   +2,6% 
EUR/CHF                   1,0484      +0,0%      1,0470     1,0479   -3,0% 
EUR/GBP                   0,8419      +0,3%      0,8399     0,8398   -5,7% 
USD/JPY                   114,83      -0,0%      114,68     114,73  +11,2% 
GBP/USD                   1,3376      -0,2%      1,3398     1,3412   -2,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,3889      -0,0%      6,3849     6,3842   -1,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                57.269,01      +0,9%   56.134,11  58.004,26  +97,1% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  75,77      76,75       -1,3%      -0,98  +59,6% 
Brent/ICE                  79,02      79,70       -0,9%      -0,68  +57,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.797,25   1.804,67       -0,4%      -7,42   -5,3% 
Silber (Spot)              23,92      24,19       -1,1%      -0,27   -9,4% 
Platin (Spot)           1.003,25   1.014,90       -1,1%     -11,65   -6,3% 
Kupfer-Future               4,43       4,40       +0,7%      +0,03  +25,7% 
 

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November 23, 2021 06:37 ET (11:37 GMT)