FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Aktienmarkt ist mit kräftigen Verlusten in die Woche gestartet. Die Verschärfung der Lage um die Ukraine und neue harte Sanktionen gegen Russland haben belastet. Sie dürften zahlreiche westliche Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen, vor allem den Bankensektor. Am Nachmittag erholte sich der Markt dank stützender Vorgaben von Wall Street. Gewinner waren Rüstungsaktien und Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien. Der DAX verlor 0,7 Prozent auf 14.461 Punkte, im Tagestief stand der Index bei 14.107.

Der Westen hat nun russische Banken aufgrund der andauernden Angriffe auf die Ukraine vom Swift-Zahlungssystem fast gänzlich ausgeschlossen. Die Verbündeten beschlossen zudem, die Möglichkeiten der russischen Zentralbank weiter einzuschränken, mit internationalen Finanzgeschäften den Kurs des Rubel zu stützen. Die europäischen Tochtergesellschaften der russischen Sberbank werden "wahrscheinlich" zahlungsunfähig, erklärte die Europäische Zentralbank (EZB). Die Nachrichten belasteten den Banken-Sektor in Europa. Deutsche Bank und Commerzbank fielen um bis zu 7,3 Prozent.


   Werden die Laufzeiten deutscher AKWs verlängert? 

In dem schwierigen Gesamtmarkt ging es für Eon um 2,5 Prozent und RWE um 3,7 Prozent nach oben. Die Aktien profitierten nach Angaben aus dem Handel von Spekulationen, dass die Restlaufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke verlängert werden könnten. Wirtschaftsminister Habeck hat diese Möglichkeit nicht ausgeschlossen. Die Versorger selbst sind von der Idee einer Verlängerung zumindest bislang nicht angetan. Tagesgewinner waren Delivery Hero mit Aufschlägen von 10,4 Prozent - hier war von Shorteindeckungen die Rede.

Mit der Aussicht auf eine Beschleunigung der Energiewende haussierten Renewable-Aktien. Im Handel hieß es, der einzige wirtschaftliche Hebel, den Russland über Europa habe, sei die Abhängigkeit von russischem Gas. Die Politik werde nun alles tun, um diese zu verringern, etwa in Form von mehr AKWs bzw der Verlängerung bestehender Laufzeiten und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien. Nordex stiegen 13,6 Prozent und Siemens Energy 10,3 Prozent.

Wie erwartet sind weltweit die Aktien der Rüstungsunternehmen die Hauptgewinner des russischen Angriffs. Experten sprechen bereits von einer "Zeitenwende" bei der Einschätzung der Verteidigungserfordernisse. Vor allem die Bundeswehr könne ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen und habe einen massiven Investitionsbedarf. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte daher an, der Bundeshaushalt 2022 werde einmalig mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ausgestattet.


   Rheinmetall und Hensoldt haussieren 

Rheinmetall stiegen 24,8 Prozent, Hensoldt machten einen Satz von 42,6 Prozent. Den Radar-Spezialisten Hensoldt trieb zudem ein Auftrag vom US-Militär. Hensoldt hat eine Erfindung aus Tschechien so weit entwickelt, dass selbst Stealth-Flugzeuge durch Mobilfunk-Abstrahlungen aufgespürt werden können.

Für die Aktie von Heidelberg Pharma ging es um 53,2 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit Huadong bekannt gegeben hatte. Huadong beteiligt sich auch an einer Bezugsrechtsemission und übernimmt Anteile in Höhe von insgesamt 105 Millionen Euro, das chinesische Pharmaunternehmen wird damit zweitgrößter Aktionär.


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INDEX              zuletzt  +/- %  +/- % YTD 
DAX              14.461,02  -0,7%     -8,96% 
DAX-Future       14.432,00  -0,7%     -8,85% 
XDAX             14.440,28  -1,5%     -8,88% 
MDAX             31.873,35  +0,2%     -9,25% 
TecDAX            3.236,39  +1,4%    -17,44% 
SDAX             14.474,53  +0,9%    -11,82% 
zuletzt          +/- Ticks 
Bund-Future         167,32   +114 
 
Index   Gewinner  Verlierer  unv.  Umsatz Mio Euro  Mio Aktien  Vortag 
DAX           16         24     0          7.653,2       160,8   160,4 
MDAX          26         23     1          1.517,5        81,0    65,5 
TecDAX        21          8     1          1.533,8        58,1    48,0 
SDAX          36         33     1            440,5        25,9    17,7 
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February 28, 2022 11:54 ET (16:54 GMT)