Pfäffikon SZ (awp) - Oerlikon konzentriert sich künftig auf das Geschäft mit Oberflächenlösungen. Vom Textilgeschäft der Division Polymer Processing Solutions und damit von knapp der Hälfte des Umsatzes will sich das Unternehmen trennen.

Der Bereich Polymer Processing Solutions, also die Maschinen zum Spinnen von Textilfasern, wird abgespalten, wie Oerlikon am Dienstag mitteilte. Ob die Division verkauft oder eine andere Lösung gefunden wird, ist noch offen. "Wir prüfen verschiedene Optionen", sagte Finanzchef Philipp Müller an einer Telefonkonferenz.

Oerlikon wird damit künftig deutlich kleiner. Mit rund 3800 Mitarbeitern trug die Division Polymer Processing im vergangenen Jahr etwas weniger als 1,2 Milliarden Franken zum Umsatz von Oerlikon bei und damit rund 43 Prozent. Sie verfügt global über 11 Produktions- und Forschungsstandorte sowie 35 Anlaufstellen für Verkauf und Service.

Wegen der konjunkturellen Flaute in der Textilindustrie hatte Oerlikon bereits Ende 2022 Massnahmen zur Kostensenkung angekündigt. Rund 800 Stellen wurden dabei global abgebaut, mehrheitlich in Deutschland. Dieser Stellenabbau sei mittlerweile abgeschlossen und die Division sei für die tiefere Nachfrage gut aufgestellt, erklärte Müller. Er stellt für die Division im laufenden Jahr eine EBITDA-Marge von rund 11 Prozent in Aussicht, nach 14,5 Prozent im vergangenen Jahr.

Keine Eile mit Ablösungsprozess

Er begründete die geplante Trennung von Polymer Processing unter anderem mit den fehlenden Synergien zwischen den beiden Divisionen. Für den Ablösungsprozess will sich Oerlikon indes genug Zeit nehmen. Er soll in den kommenden 12 bis 36 Monaten umgesetzt werden. Der genaue Zeitpunkt sei abhängig von der zyklischen Erholung des Filament-Bereichs.

Bei einem allfälligen Verkauf würden die zufliessenden Mittel laut Müller wohl am ehesten für das organische wie akquisitorische Wachstum der Sparte Oberflächentechnologie (Surface Solutions) verwendet werden.

Mit Oberflächenlösungen setzte Oerlikon im Geschäftsjahr 2023 gut 1,5 Milliarden Franken um. Auch hier nimmt Oerlikon Anpassungen in der Organisation vor. So wurde das Geschäft mit Additive Manufacturing (3D-Druck) strategisch neu ausgerichtet und die Produktion im grössten Wachstumsmarkt USA konzentriert.

Kein grösserer Stellenabbau mehr geplant

Um die Widerstandsfähigkeit der Division zu stärken, optimiert Surface Solutions zudem die Standorte für Beschichtungen in Deutschland und stellt die Dienstleistungen im Bereich thermisches Spritzen in den USA ein. Damit ist laut Müller indes keine grösserer Stellenabbau mehr verbunden, weder in der Schweiz noch sonst wo. Es handle sich lediglich um eine Verschlankung der Organisation.

Von den ursprünglich fünf Oerlikon-Divisionen bleibt damit künftig nur noch eine übrig. Bereits 2014 hatte sich der Konzern auf zwei Divisionen verkleinert. Von dem nun finalen Schritt verspricht sich Oerlikon dank starkem Fokus auf einen Markt und Technologieführerschaft mehr Wachstum und Profitabilität.

Ist die Abspaltung dann einmal über die Bühne, will Michael Süss sein Doppelmandat als Executive Chairman beenden.

cf/tv