Zürich (awp) - Verschiedene Banken haben unlängst ihr Negativzinsregime gegenüber kleineren Kunden verschärft. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) denkt über einen solchen Schritt aktuell aber nicht nach, wie CEO Martin Scholl im Interview mit der "Finanz und Wirtschaft" (FuW) vom Mittwoch sagte.

Ebenfalls äusserte sich der Manager zur Corona-Pandemie. Dass diese die Digitalisierung beschleunigt, bezweifelt er. "Nach über zwölf Monaten Corona muss man sagen: Das Einzige, was gut funktioniert hat, ist die Partnerschaft des Bundes mit den Banken für die Covid-Kredite. Staatliche Projekte wie Covid-App und Impfkampagne laufen bzw. liefen schlecht." Doch sei das ein Fehler, so Scholl. "Eine stärkere Digitalisierung ist wichtiger als neue Strassenbeläge. Die öffentliche Hand kann und sollte vielmehr auch in diese Infrastruktur investieren."

Dass trotz Pandemie die Immobilienpreise weiter steigen, dafür sei wiederum der ungenügende Bau von Wohneigentum verantwortlich. "Ein ungenügendes Angebot trifft auf eine explodierende Nachfrage. Im Lockdown stieg das Bedürfnis nach mehr Wohnfläche. Diese Entwicklungen führten zu Preissteigerungen von durchschnittlich 4 bis 5 Prozent - in Zürich, auf dem Land und in den Tourismusregionen."

Insgesamt gebe es einen Trend zum Wohnen auf dem Land. "Für Zürich stellt sich aber eher die Frage: Wo finde ich überhaupt noch bezahlbares Wohneigentum? Die Kaufwilligen suchen nach vergleichsweise günstigem Wohnraum mit guten ÖV-Verbindungen", sagte er.

Sein Institut hat ausserdem über 1 Mrd. Fr. an Coronageldern verteilt. "Von den total 1,1 Mrd. Fr., die die ZKB verteilt hat, sind 781 Mio. Fr. vom Bund garantierte Covid-Kredite. Der Kanton leistete ebenfalls substanzielle Mittel, insbesondere für Start-up-Firmen, die am Anfang durch die Maschen fielen", erklärte Scholl. "Der dritte Teil stammt von der ZKB und betraf die Vorfinanzierung der Härtefallgelder."

Was die Dividende anbelangt, so gab er sich jedoch bedeckt. "Den Dividendenentscheid wird der Bankrat im nächsten Frühjahr fällen, wenn das Ergebnis der ZKB vorliegt und auch bekannt ist, ob der Kanton weitere Lasten tragen muss."

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