FRANKFURT (Dow Jones)--Von den Tagestiefstständen deutlich erholt zeigen sich die europäischen Aktienmärkte am Dienstagnachmittag. Die großen Indizes liegen noch im Minus, vor allem wegen der breiten Schwäche der Wachstumswerte. Dagegen werden so genannte Value-Aktien der klassischen Industrien und aus den Finanzsektoren gekauft und ziehen an. "Der alte Wettstreit zwischen Growth und Value kippt zu Gunsten der Value-Werte", sagt ein Händler. Der DAX verliert in diesem Umfeld noch 0,4 Prozent auf 16.048 Punkte nach einem Tagestief von 15.866. Der Euro-Stoxx-50 gibt noch 0,3 Prozent auf 4.327 Punkte ab.

Hintergrund ist, dass der amtierende US-Notenbank-Chef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit nominiert wurde und nicht etwa die als etwas taubenhafter geltende Lael Brainard, die ebenfalls für den Posten in Frage kam. Aus Marktsicht ist die US-Geldpolitik damit weiter auf Straffungskurs. Dabei mehren sich die Signale aus Notenbankerkreisen, dass diese beschleunigt werden könnte. Inzwischen werden an den Märkten 2023 bis zu drei US-Zinserhöhungen erwartet. "Außerdem hat nun auch noch die EZB Öl ins Feuer gegossen", so ein Marktteilnehmer. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht das Risiko, dass die Verbraucherpreise im Euroraum stärker als erwartet steigen werden. Auch deshalb verpuffen klar besser als gedacht ausgefallene Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone.

Unter den weiter steigenden Renditen leiden vor allem die Technologieaktien, deren Stoxx-Branchenindex die Verliererseite mit einem Minus von 1,5 Prozent anführt. Auch der Index der Finanzdienstleister gibt deutlicher nach um 1,4 Prozent. Im Plus steht unter den großen Stoxx-Sektorindizes nur der Index der Rohstoffaktien, der um 1,2 Prozent anzieht. Auch die Indizes der Ölwerte, der Bautitel und der Banken liegen im Plus.

Bei den Technologie-Aktien fallen ASML um 32,6 Prozent, ST Micro um 1,7 Prozent und Infineon um 1,5 Prozent. Im DAX geben unter den Wachstumstiteln Delivery Hero 5,0 Prozent ab, das Unternehmen gibt knapp 591.000 neue Aktien im Rahmen eines Mitarbeiterprogramms aus. Zalando fallen um 2,8 Prozent. Aber auch so genanntes defensives Wachstum steht unter Druck: So fallen Merck KGaA um 2,6 Prozent und Sartorius um 2,0 Prozent. Auf der anderen Seite gewinnen Airbus 2,4 Prozent, BASF 2,6 Prozent, Deutsche Bank 2,9 Prozent und MTU 2,4 Prozent. Auch Bayer, Allianz, Munich Re und Heidelbergcement liegen deutlich im Plus, die Autoaktien notieren überwiegend wenig verändert.


 Eon nach Kapitalmarktag unter Druck 

Die von Eon zum Kapitalmarkttag genannten Kennziffern bewegen sich nach Einschätzung von Jefferies im Rahmen der Erwartungen. Eon verlieren 4,5 Prozent. Der Versorger plant für das Kerngeschäft ein Gesamtinvestitionsvolumen für die Jahre 2022 bis 2026 von rund 27 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA will Eon jährlich um durchschnittlich 4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro im Jahr 2026 steigern.

Morgan Stanley hat Eon laut Händlern nach dem Kapitalmarkttag auf "Untergewichten" mit einem Kursziel von 10 Euro belassen. "Das Haus sieht die Eon-Aussagen nicht als Anlass für eine bessere Einstufung", so ein Händler.


   Thyssenkrupp nach Platzierung sehr schwach 

In der zweiten Reihe geht es für Thyssenkrupp um 5,5 Prozent abwärts auf 10,64 Euro. Der schwedische aktivistische Fonds Cevian hat seine Beteiligung reduziert und 43 Millionen Aktien am unteren Rand der Spanne von 10,20 bis 11,29 Euro platziert.

CRH legen um 4,3 Prozent zu. Davy äußert sich angetan zu den Neunmonatszahlen des irischen Baustoffkonzerns. CRH rechne nun für das Gesamtjahr mit einem operativen Ergebnis von mehr als 5,25 Milliarden Dollar, was mindestens 2 Prozent über der bisherigen Schätzung liege.


  Lira im freien Fall 

Am Devisenmarkt geht das Debakel für die Lira weiter. Nachdem sie in der jüngsten Zeit bereits von einem Rekordtief auf das nächste gefallen war, bricht der Kurs regelrecht ein um über 11 Prozent. Der Dollar kostet damit nun rund 12,69 Lira. Zum Vergleich: Zu Jahresbeginn lag der Kurs noch bei rund 7,40.

Hintergrund für den massiven Schwächeanfall dürfte laut Marktteilnehmern sein, dass in den USA die Marktzinsen gerade erst wieder einen deutlichen Schub nach oben gemacht haben und weiter steigen dürften, während die türkische Notenbank trotz extrem hoher Inflation im eigenen Land die Zinsen zuletzt immer wieder gesenkt und auch für Dezember nochmals eine Zinssenkung signalisiert hat. Als eigentlicher Treiber der türkischen Geldpolitik gilt für viele Marktbeobachter Präsident Erdogan, der sich immer wieder mit klaren Worten gegen Zinserhöhungen ausgesprochen hat, gerade erst wieder am Montag.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.327,09      -0,3%      -11,60     +21,8% 
Stoxx-50                3.760,29      -0,2%       -9,27     +21,0% 
DAX                    16.047,95      -0,4%      -67,74     +17,0% 
MDAX                   35.363,66      -0,8%     -299,62     +14,8% 
TecDAX                  3.884,39      -1,5%      -57,82     +20,9% 
SDAX                   16.804,14      -0,8%     -128,77     +13,8% 
FTSE                    7.291,56      +0,5%       36,10     +12,3% 
CAC                     7.112,49      +0,1%        7,49     +28,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,24                  +0,06      +0,33 
US-Zehnjahresrendite        1,64                  +0,02      +0,73 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Di, 8:30   Mo,17:24   % YTD 
EUR/USD                   1,1245      +0,1%      1,1253     1,1263   -7,9% 
EUR/JPY                   129,38      +0,2%      129,06     129,22   +2,6% 
EUR/CHF                   1,0497      +0,1%      1,0470     1,0479   -2,9% 
EUR/GBP                   0,8408      +0,2%      0,8399     0,8398   -5,9% 
USD/JPY                   115,05      +0,2%      114,68     114,73  +11,4% 
GBP/USD                   1,3374      -0,2%      1,3398     1,3412   -2,1% 
USD/CNH (Offshore)        6,3927      +0,0%      6,3849     6,3842   -1,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                56.960,26      +0,4%   56.134,11  58.004,26  +96,1% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  78,56      76,75       +2,4%       1,81  +65,4% 
Brent/ICE                  81,16      79,70       +1,8%       1,46  +57,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.789,67   1.804,67       -0,8%     -15,00   -5,7% 
Silber (Spot)              23,51      24,19       -2,8%      -0,68  -10,9% 
Platin (Spot)             980,17   1.014,90       -3,4%     -34,73   -8,4% 
Kupfer-Future               4,44       4,40       +0,9%      +0,04  +25,9% 
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Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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November 23, 2021 10:02 ET (15:02 GMT)