Bern (awp) - Die Aktien der Richemont-Gruppe haben den Handel am Donnerstag mit höheren Notierungen eröffnet und bauten die Kursgewinne in der Folge aus. Der Luxusgüterkonzern hat Umsatzzahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2017/18 (Oktober-Dezember) vorgelegt, wobei es erwartungsgemäss zu einer Wachstumsabschwächung gekommen ist. Das Geschäft in Asien und im margenstarken Schmuckgeschäft hat sich jedoch gut entwickelt, was von Analysten positiv aufgenommen wird.

Die Papiere des Genfer Luxusgüterkonzern gewinnen bis um 09.50 Uhr 1,4% auf 90,30 CHF und stehen damit an der Spitze des Blue-Chip-Segments, das gemessen am SMI lediglich mit 0,1% zulegt. Die Aktien des Branchennachbars Swatch können mit Richemont nicht mithalten und tendieren nach einem Auf-und-Ab nun mit 0,2% tiefer bei 407,30 CHF.

Bei Richemont sei es im Weihnachtsquartal zu der erwarteten Abschwächung gekommen, nachdem die im ersten Halbjahr des Vorjahres getätigten Uhrenrückkäufe aus den Lagern von Händlern das Bild verzerrt und eine tiefere Vorjahresbasis geboten hätten, halten Analysten fest. Das im Berichtsquartal erreichte organische Wachstum von 7% habe die Markterwartungen leicht übertroffen.

Während die Jewellery Maisons, der Bereich mit dem grössten Gewinnbeitrag, ein zweistelliges Wachstum erreichten, verzeichneten die Specialist Watchmakers im Grosshandelskanal nach wie vor Rückgänge, fasst Vontobel-Analyst René Weber die Entwicklungen in den beiden wichtigsten Sparten zusammen. Das Schmuckgeschäft entwickle sich somit weiterhin überdurchschnittlich.

Das Wachstum im dritten Quartal sei mit Blick auf die gegenüber dem Halbjahr höhere Vorjahresbasis "sehr erfreulich", schreibt Patrik Schwendimann von der ZKB. Es wäre noch höher ausgefallen, wenn Richemont nicht eine bewusst vorsichtige Lagerpolitik im Grosshandel gewählt hätte. Daher habe sich das Uhrengeschäft schwächer als erwartet entwickelt. Die Schmucksparte erfreue sich hingegen einer guten Nachfrage vor allem in den eigenen Boutiquen.

Auch Jon Cox von Kepler Cheuvreux bezeichnet das Wachstum in Lokalwährungen als "stark". Zwar liege es mit 7% nur im Rahmen der bankeigenen Schätzung, übertreffe aber die Konsenserwartungen. Das schwache Abschneiden im Uhrengeschäft erklärt sich Cox mit einer anhaltenden Bereinigung entlang der Vertriebskanäle.

Seine Berufskollegin Helen Brand von der UBS Investmentbank findet Gefallen am deutlich besser als erwartet ausgefallenen Wachstum im Detailhandelsgeschäft. Im Gegenzug blieb jedoch das Grosshandelsgeschäft hinter den bankeigenen Schätzungen zurück. Dennoch erachtet Brand die Quartalsumsatzzahlen insgesamt als positiv.

Dass die Swatch-Papier der Performance von Richemont hinterherhinken, dürfte nach Händlereinschätzung mit den durchzogenen Zahlen der Uhrenhersteller im Richemont-Konzern zu tun haben. Vereinzelt wird sogar von Umschichtungen von Swatch hin zu Richemont berichtet.

Auch ZKB-Analyst Schwendimann glaubt, dass der Markt den Richemont-Ausweis für Swatch negativ aufnehmen könnte. Daraus könnten sich aber auch Kaufgelegenheiten ergeben, ist er überzeugt. Denn die zweistelligen Wachstumsraten in den markeneigenen Uhrenboutiquen von Richemont sowie das starke Asien-Geschäft seien auch für Swatch positive Faktoren. Zudem sprächen die zuletzt ausgewiesenen Exportdaten der Schweizer Uhrenindustrie für "sehr gute" Swatch-Zahlen.

mk/rw