FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind am Freitag mit kräftigen Kursverlusten aus dem Handel gegangen. Anleger schlossen Positionen vor dem Wochenende angesichts diverser Unsicherheitsfaktoren: es mehrten sich die Signale, dass es am Wochenende angesichts stark steigender Infektionszahlen eine Art Not-Ministerpräsidententreffen geben könnte mit neuen Maßnahmen, inklusive möglicher Ausgangssperren in Deutschland. Baden-Württemberg war bereits vorgeprescht, hier gelten ab Samstag strikte Ausgangsbeschränkungen. Der DAX verlor 1,4 Prozent auf 13.114, der Euro-Stoxx-50 gab 1 Prozent auf 3.486 nach.

Derweil ging das politische Lavieren um ein Handelsabkommen zwischen EU und Großbritannien weiter. Eine Einigung liegt grundsätzlich im Interesse beider Seiten. Eine solche war aber dennoch weiter nicht in Sicht. An den Finanzmärkten gingen die meisten Anleger bislang davon aus, dass es zu einer Einigung kommen werde. Wenn dem nicht so sein sollte, drohen scharfe Marktkorrekturen. Nach Aussage von Premier Boris Johnson ist ein No-Deal-Brexit "sehr wahrscheinlich". Auch die EU hat sich zurückhaltend geäußert.


   Pfund steht unter Druck 

Am Devisenmarkt stand das Pfund unter Druck. Der Euro gab seine Aufschläge des Vortages nach den EZB-Ausführungen zur Ausweitung des Pandemiekaufprogramms mit der wachsenden Risikoaversion ab und fiel auf 1,2110 Dollar zum Börsenschluss. EZB-Präsidentin Christine Lagarde habe den Weg für eine weitere Aufwertung des Euro grundsätzlich aber freigemacht, indem sie erklärt habe, dass der Euro-Kurs kein Politikziel der EZB darstelle, hieß es im Handel. Bei dem Euro-Rücksetzer dürfte das Brexit-Dilemma eine Rolle spielen.

Unter Druck standen unter anderen Automobilwerte. Der Stoxx-Subindex verlor 1,5 Prozent. Marktteilnehmer sahen hinter den Abgaben neben der allgemeinen Risikoaversion auch die auf dem EU-Gipfel vereinbarten neuen Klimaziele, die als "realitätsfremd" bezeichnet wurden. Innerhalb von zehn Jahren sollen die CO2-Emissionen um 55 Prozent gesenkt werden. Überraschend kamen die Vereinbarungen allerdings nicht. VW, BMW und Daimler gaben bis zu 3 Prozent nach.

Rolls-Royce verloren in London 7,8 Prozent. Für Verstimmung sorgte, dass das Unternehmen wegen der coronabedingt verlangsamten Erholung im Flugreiseverkehr für 2020 nun einen höheren Mittelabfluss als zuvor und insgesamt einen negativen freien Cashflow erwartet. Die Analysten von AJ Bell gingen noch weiter und waren skeptisch, ob das Unternehmen im zweiten Halbjahr kommenden Jahres einen positiven Cashflow erreichen werde.


   Bankensektor leidet weiter unter EZB und Brexit-Sorgen 

Für den Bankensektor ging es um 1,9 Prozent nach unten. Dieser war bereits am Vortag nach der EZB-Entscheidung unter Abgabedruck geraten. Negativ stieß auf, dass die EZB die Freibeträge des Staffelzinses nicht erhöht hatte. Am Freitag lastete auch die wachsende Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns der Brexit-Verhandlungen auf dem Sektor, wovon vor allem britische Banken betroffen wären. Für diese sah Morgan Stanley Abwärtspotenzial von 10 bis 20 Prozent im Fall eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU ohne Anschlussvertrag.

Zurich gaben nach einem milliardenschweren Zukauf in den USA 2,2 Prozent nach. Die Schweizer erwarben das Nichtlebengeschäft des US-Versicherers Metlife. Erleichterung trieb dagegen den Grenke-Kurs um 9,6 Prozent nach oben. Die Ratingagentur S&P hatte die für die Finanzierung wichtige Bonitätsnote bestätigt und das Unternehmen wieder von der Beobachtungsliste gestrichen. Die Vorwürfe des schweren Fehlverhaltens seien unbegründet, so die Erklärung. Nach den Vorwürfen von Viceroy Research hatte S&P das Rating im September unter Beobachtung genommen. Die Grenke-Aktie war damals massiv unter Druck geraten.


   Sanofi und Glaxosmithkline mit Verzögerungen bei Impfstoff 

Sanofi und Glaxosmithkline haben eine Verzögerung bei ihrer Corona-Impfstoffentwicklung gemeldet. Sanofi verloren daraufhin 4 Prozent, Glaxosmithkline lagen dagegen mit Abschlägen von 0,3 Prozent gut im Markt.

Analystenkommentare bewegten ebenfalls: im DAX fielen Eon um 3 Prozent. Morgan Stanley hatte die Aktie auf "Untergewichten" gesenkt. Hellofresh sprangen um 6,5 Prozent an nach positiven Kommentaren von JP Morgan und vor allem von Kepler. Auch Delivery Hero waren gesucht - für die Aktie ging es um 1,1 Prozent nach oben.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
                          stand      absolut         in %          seit 
                                                           Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.485,84       -36,47        -1,0%         -6,9% 
Stoxx-50               3.078,02       -21,93        -0,7%         -9,6% 
Stoxx-600                390,12        -3,03        -0,8%         -6,2% 
XETRA-DAX             13.114,30      -181,43        -1,4%         -1,0% 
FTSE-100 London        6.546,75       -53,01        -0,8%        -12,5% 
CAC-40 Paris           5.507,55       -42,10        -0,8%         -7,9% 
AEX Amsterdam            614,46        -3,64        -0,6%         +1,6% 
ATHEX-20 Athen         1.864,89       +11,23        +0,6%        -18,9% 
BEL-20 Brüssel         3.649,74       -30,37        -0,8%         -7,7% 
BUX Budapest          41.263,67      +160,66        +0,4%        -10,5% 
OMXH-25 Helsinki       4.547,95       -37,36        -0,8%         +7,7% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.520,94       +25,61        +1,7%         +9,6% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.398,38        +3,81        +0,3%        +23,1% 
PSI 20 Lissabon        4.795,47       -52,80        -1,1%         -9,0% 
IBEX-35 Madrid         8.063,10      -119,20        -1,5%        -15,6% 
FTSE-MIB Mailand      21.702,16      -213,35        -1,0%         -6,5% 
RTS Moskau             1.412,88        +8,20        +0,6%         -8,8% 
OBX Oslo                 829,33        -6,16        -0,7%         -1,7% 
PX  Prag                 968,51        -8,13        -0,8%        -13,2% 
OMXS-30 Stockholm      1.891,22       -15,60        -0,8%         +6,7% 
WIG-20 Warschau        1.950,85       -33,15        -1,7%         -9,3% 
ATX Wien               2.632,17       -21,39        -0,8%        -16,1% 
SMI Zürich            10.391,76        -4,20        -0,0%         -2,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,64                  -0,03      -0,88 
US-Zehnjahresrendite        0,88                  -0,03      -1,80 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Fr, 8:20  Do, 17:28    % YTD 
EUR/USD                   1,2111     -0,25%      1,2158     1,2118    +8,0% 
EUR/JPY                   125,81     -0,59%      126,47     126,49    +3,2% 
EUR/CHF                   1,0783     +0,25%      1,0773     1,0761    -0,7% 
EUR/GBP                   0,9177     +0,56%      0,9127     0,9121    +8,4% 
USD/JPY                   103,87     -0,35%      104,02     104,39    -4,5% 
GBP/USD                   1,3195     -0,81%      1,3321     1,3287    -0,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,5372     +0,00%      6,5250     6,5447    -6,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                17.965,51     -1,99%   17.818,76  18.160,01  +149,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  46,57      46,78       -0,4%      -0,21   -16,9% 
Brent/ICE                  49,90      50,25       -0,7%      -0,35   -17,6% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.842,32   1.836,40       +0,3%      +5,92   +21,4% 
Silber (Spot)              23,99      24,03       -0,1%      -0,03   +34,4% 
Platin (Spot)           1.015,90   1.030,95       -1,5%     -15,05    +5,3% 
Kupfer-Future               3,52       3,57       -1,4%      -0,05   +24,6% 
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December 11, 2020 12:25 ET (17:25 GMT)